• Wundheilungsstörungen

  • Als Wunde bezeichnet man eine Durchtrennung von zusammenhängendem Gewebe an der äußeren oder inneren Körperoberfläche. Heilt eine Wunde nicht oder nur schlecht, spricht man von einer Wundheilungsstörung.

    Eine schlechte Wundheilung wird durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst. Oft liegt es an einer chronischen Krankheit, dass sich eine Wunde nicht schließt. Man unterscheidet lokale (also im Bereich der Wunde) und systemische Ursachen für eine Wundheilungsstörung.

    Der wichtigste lokale Risikofaktor für eine Wundheilungsstörung sind ungünstige Wundverhältnisse. Besonders weite, gequetschte, trockene oder dreckige Wunden, die eventuell auch noch infiziert sind, heilen meist schlecht.

    Die Wunde muss von ausreichend Sauerstoff erreicht werden. So sollte der Verband vor Austrocknung schützen, einen ausreichenden Sauerstoff-Zufuhr erlauben und nicht mit einer neu entstehenden Hautschicht verkleben.

    Wurde die Wunde genäht, gilt es, den richtigen Zeitpunkt für das Fadenziehen zu finden. Zu frühes oder zu spätes Fäden ziehen kann Probleme mit sich bringen (Aufreissen der Wunde bei zu frühem oder Wundinfektion bei zu späten Fäden ziehen).

    Die häufigsten systemischen Ursachen für eine Wundheilungsstörung sind Diabetes mellitus und Gefäßerkrankungen – vor allem die chronisch venöse Insuffizienz (chronische Venenschwäche) und die periphere arterielle Verschlusskrankheit (z.B.Ulcus cruris oder “offenes Bein”)

    Weitere Erkrankungen, die zu einer Wundheilungsstörung führen können, sind Hauterkrankungen, Tumoren (und deren Behandlung durch Bestrahlung und Chemotherapeutika), hoher Bilirubin- und Harnstoffspiegel, Blutarmut und Austrocknung (Dehydratation). Des weiteren begünstigen auch Störungen des Immunsystems und schwere Infektionen (wie Tuberkulose, Syphilis, HIV und andere Virusinfektionen) eine Wundheilungsstörung.

    Rauchen ist ein wichtiger Risikofaktor für schlecht heilende Wunden. Eine Studie zeigte, dass 50 Prozent der Raucher im Vergleich zu 21 Prozent der Nichtraucher nach einer Operation an einer Wundheilungsstörung leiden.

    Ob eine Wunde nach einer Operation gut abheilt, hängt neben dem Geschick des Operateurs von der postoperativen Wundversorgung und –pflege ab. Eine Wund heilt nach einer OP nicht optimal, wenn die Lagerung des Patienten vernachlässigt wird Wenn der Patient ständig auf der Wunde liegt, führt die anhaltende Druckbelastung zu einer Wundheilungsstörung. (Decubitus Ulcus).

    Werden bei einer Operation Fremdkörper wie Prothesen eingebaut, so kann eine Abwehrreaktion des Körpers den Heilungsprozess zusätzlich behindern. Generell gilt: Besonders lange Operationen und ein hoher Blutverlust im Rahmen der Operation begünstigen eine Wundheilungsstörung.

    Auch bei Medikamenten sollte man vorsichtig sein, weil einige den Heilungsprozess direkt oder indirekt verzögern können. Dazu gehören zum Beispiel Kortikoide, Krebsmedikamente, Psychopharmaka und Gerinnungshemmer.

    Spezialisten für Wundheilungsstörungen sind bei oberflächlichen Wunden insbesondere Hautärzte (Dermatologen) und bei die Haut durchtrennenden Wunden die Chirurgen. Wenn die Wunde nach einer Operation auftrifft, so sollte man sich zuerst an den Operateur wenden.  Bei genauerer Inspektion der Wundheilungsstörung muss eingeschätzt werden, wie tief sich die Wunde ausdehnt und welche Strukturen betroffen sind.

    Dabei ist die Beurteilung des Wundzustands wichtig. Der Arzt wird dann unter anderem auf Eiter, Rötung und abgestorbenes Gewebe achten. So kann er abschätzen, ob die Wunde aseptisch (keimfrei), kontaminiert oder septisch (infiziert) ist.

    Bei größeren und schwereren Wundheilungsstörungen können weitere Untersuchungen notwendig werden, z.B. Wundabstrich oder eine Biopsie.

    Ganz wichtiger Bestandteil der Wundversorgung ist das sogenannte Debridement, um einen optimalen Wundgrund für die Wundheilung zu schaffen. Unter Debridement versteht man die Wundreinigung und damit verbundene (chirurgische) Abtragung von abgestorbenem Gewebe (Nekrosen), Belägen und Fremdkörpern aus der Wunde.

    Besonders angezeigt ist dies bei starken Entzündungszeichen, systemischen Infektionen und großen Beläge sowie viel abgestorbenem Gewebe. Dann wird alles abgetragen, bis gesundes Gewebe an der Oberfläche ist. Dies führt unter anderem zu einer besseren Sauerstoffversorgung der Wunde.

    Nach dieser intensiven Wundreinigung muss die nicht heilende Wunde auch im Verlauf immer wieder gesäubert werden, allerdings nicht in der gleichen Intensität. Oft wird die Wunde zu diesem Zweck einfach mit sterilem (Salz-)Wasser gespült.

    Wenn ein optimales Wundmilieu erreicht und die Ursache beseitigt werden kann, ist die Prognose einer Wundheilungsstörung gut.

    Wichtig ist, sich bei der Behandlung von Wundheilungsstörungen in die Hände von Ärzten zu geben, die sich sowohl in der konservativen als auch der chirurgisch-operativen Behandlung bestens auskennen und die somit ein optimales Behandlungsergebnis erreichen können.